Budokan Wels - zentrum für fernöstliche Kampfkünste

Entwickelt in der Shogunats-Ära 1192-1867

Gedanken der Architektin Mag. Miyako Nairz zum Entwurf einer Budokan-Halle in Oberösterreich

Budokan, oder wie in westlichen Sprachen eher gebräuchlich Budo-Center, steht für den "Ort zur Ausübung japanischer Sportarten". Deshalb stand als Ausgangspunkt meiner Überlegungen für den Bau des Budo-Centers in Oberösterreich einerseits der geschichtliche Aspekt des Budokans, in Anbetracht inhaltlicher und formaler Gebräuchlichkeiten, andererseits die traditionelle japanische Architektur, die sich vierlerorts vom Shintoismus, dem alten Naturglauben Japans, ableiten läßt, im Vordergrund.

Die Hauptmerkmale der traditionellen japanischen Architektur basieren auf Schlichtheit und Einfühlsamkeit, Gedanken, die mit dem jahrhundertelangen Shogunat (1192 - 1867) ihren Anfang, ihre Blüte und Vollendung fanden. Die reinste Form der japanischen Architektur wurde während der Edo-Periode (1600 - 1867) erreicht, als Japan sich von jeglichen fremden Einflüssen durch Sperrung seiner Häfen abschirmte. In dieser Zeit wurden naturbelassene Materialien, reduzierte Farben, schlichte und gerade Elemente bevorzugt verwendet; Raum schaffen durch Reduktion. Diese Art des Bauens unterscheidet sich grundsätzlich von anderen asiatischen Baustilen der Zeit.

Resultierend daraus wollte ich dem Dojo, der Haupthalle, in der die verschienenen Budo Sportarten ausgeübt werden, einen auf das Wesentliche reduzierten, spirituellen Charakter geben. Hier soll Konzentration erreicht, aber auch der Austausch aktiver und passiver Energie erfühlt werden. Dabei geht es um das Finden des eigenen Mittelpunktes zwischen den Kräften der Erde und des Himmels. Betritt man diesen Ort, so soll das Gefühl entstehen aus dem Alltag hinausgetreten zu sein, bereit in eine andere Welt einzutauchen. Auf diesen Gedanken des Budo basierend wurde der Raum geschaffen, insbesondere mit seiner speziellen Definition des Daches und dem Weg des Lichts von oben durch das Dach.

Um grundlegendes Verständnis japanischer Kultur in Verbindung mit ihrer Architektur zu vermitteln und deren Klarheit auf den ersten Blick verständlich zu machen, habe ich als weiteren Punkt an der Fassade die bekannte Technik des Azekura Tsukuri miteinbezogen. Dabei geht es um die spezielle Art horizontale Holzelemente ineinander zu einer Wand zu verbinden.

Als letzten und wichtigsten Punkt ging es mir bei der Planung um den fließenden Übergang vom inneren zum äußeren Raum, erreicht durch die Verbindung der vertikalen Elemente im Inneren des Gebäudes (Trennwende aus Papier, gläserne Schiebetüren und Holzrahmen), mit den im Gegensatz dazu stehenden horizontalen Elementen zum Garten hin, wie das Engawa (Holzterrasse), Roka (Gänge), Nokisaki (Terrassendach), Shikiishi (steinerne Wegelemente) und der Sekitei (Steingarten). Diese Offenheit und die Veränderbarkeit des Raumes stellt die Essenz der japanischen Architektur dar, was sich auch in der gesamten Kultur und Philosophie Japans widerspiegelt.

Mein großer Wunsch als Architektin japanischer Herkunft ist es, durch dieses Projekt die Möglichkeit zu haben, einen Teil des kulturellen Erbes Japans, auf dem auch die Budo Sportarten basieren, an viele Menschen in Österreich weiterzugeben.

MIYAKO NAIRZ, M.ARCH.
NAIRZ ARCHITEKTEN